Mein persönlicher Rückblick 2021 (#6)
Applaus – diesmal pünktlich zum Jahresende, das sechste Jahr in Folge mein Bericht erblickt die Welt.
Das war mein Jahr!
2021: War dank Corona wieder ein Jahr der großen Herausforderungen für viele von uns.
Müsste ich das Jahr in einem Wort zusammen fassen, dann wäre es: Achterbahn. Die eine Person wird sich jetzt denken „Yeah“ Achterbahn fahren, was für ein Spaß und dem nächsten Leser:in wird beim bloßen Gedanken schon schlecht. Und ich? Mit sechzehn fand ich Achterbahn fahren noch ganz toll, doch um so älter ich werde, um so unschöner finde ich es. Heute kann ich dem so gar nichts mehr abgewinnen und das ist auch gut so, denn ich merke immer wieder, wenn ich mich auf eine Fahrt einlasse, dann tut mir das nicht gut.
Die häufigsten Google Suchanfragen 2021
Wie immer beginne ich meinen Bericht mit der Google Suche. Was hat die Menschen in Deutschland bewegt, wonach haben sie auf Google gesucht? Die Google Trends des Jahres 2021 ergeben sich durch die Auswertung von Milliarden Suchanfragen, die Nutzer in dem Jahr getätigt haben. War letztes Jahr noch der Suchbegriff „Coronavirus“ auf Platz 1, so ist er dieses Jahr nur noch auf Platz 3.
Google Deutschland: Suchbegriffe
- EM 2021
- Bundestagswahl 2021
- Corona
- Bundesliga
- Olympia 2021
- Whatsapp Störung
- Biontech Aktie
- Zapfenstreich Merkel
- Gamestop Aktie
- Kasia Lenhardt
Quelle: Google Trends
Meine Spotify Lieblingskünstler und meistgehörten Podcast 2020
Was bewegte mich 2021 und was möchte ich diesmal mit der Welt teilen?
Letztes Jahr waren es monatliche Challenges, die sich durch mein Jahr gezogen hatten und mir die nötige Struktur gaben. Auch in diesem Jahr waren es die schwierigen Momente, die mich am meisten gelehrt haben. Ohne Licht kein Schatten und ohne Tief kein Hoch. Was ist dieses Jahr passiert?
Mein Leitthema 2021: Werte im Leben
Hast du dich schon mal gefragt, was dir wirklich wichtig ist? Weißt du, was deine Werte sind? Anfang des Jahres nahm ich mir zwei Wochen Urlaub, mit dem Ziel mich und meine Website neu auszurichten. Ich hatte mich intensiv mit dem Thema „Werte“ auseinandergesetzt und sechs Werte für mich definiert: zuverlässig, mutig, offen, leidenschaftlich, respektvoll und fair. Ab diesem Zeitpunkt wollte ich Entscheidungen auf Basis dieser Werte treffen, eins kann ich vorwegnehmen, es hat nicht optimal funktioniert, denn das waren meine beruflichen Werte als franzidesign als Designerin, aber nicht für Franzi als private Person. Da ich viel draus gelernt habe, ist das mein Leitthema der Reflexion. Dazu habe ich mir zwei Themen aus diesem Jahr herausgesucht, und zwar mein Jobwechsel und eine psychedelische Reise zu mir selbst.
Mein Job:
Seit Herbst 2020 bewegte mich der Gedanke meinen Job bei Neugelb zu kündigen, ich war unzufrieden, denn ich fühlte mich nicht mehr wertgeschätzt. Es gab Situationen die waren respektlos und mein mutiges und offenes Verhalten Dinge anzusprechen trug keine Früchte, somit konnten die meisten meiner definierten Werte nicht erfüllt werden. Der Zustand wurde von Monat zu Monat immer schlimmer und ich wurde immer unzufriedener und erkannte mich selber nicht mehr. Ich analysierte für mich die Situation: Neugelb war aus den Kinderschuhen rausgewachsen, alle Designer trugen den Titel Senior Designer, egal wie viele beruflichen Stationen sie schon hinter sich hatten oder aber an wie vielen Projekten sie beteiligt waren, es machte keinen Unterschied. Der Wunsch war, dass alle Designer:innen Generalisten sind, doch das waren nicht alle, viele waren Spezialisten und das war auch gut so.
Mir persönlich fehlten Prozesse und Strukturen, die mir Halt gaben, um professionell zu arbeiten. Es gab zwar hier und da Gruppen, die sich um Strategiethemen gekümmert hatten, wo ich mich wohlfühlte, doch Design Sprints, Konzepttätigkeit und Organisationsdesign parallel waren auf Dauer zu viel und mir dauerten viele Dinge viel zu lange. Unnötig lange Diskussionen oder Miro Boards, auf denen bunte Zettel hin und her geschoben wurden und viel zu viele Silos wie so oft in großen Unternehmen. Ich kompensierte mein Unwohlsein mit Weiterbildungen, eine nach der anderen und merkte, dass es nicht an mir lag. Ich prügelte mir das Wissen nur so rein und führte die Rangliste bei der Interaction Design Foundation an und nahm an meinem ersten Nielsen Norman Group Kurs teil (Exam Result: 97 %). Wozu? Um es mir zu beweisen? Um es meinen Kollegen zu beweisen? Die Situation gipfelte mit der Verkündung, dass unser Managing Director aus Berlin Neugelb verlässt. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von dem Zeitpunkt an war mein Wagen, in dem ich saß, entgleist. Für mich stand fest, dass ich Neugelb schweren Herzens verlassen musste. Drei Jahre Banking ist eine lange Zeit und meine Journey war an der Stelle vorbei, ich musste nun mutig sein und meinen Weg gehen. Die Entscheidung fiel mir sehr schwer, denn Neugelb war wie eine Familie für mich, egal ob in Frankfurt oder in Berlin, ich habe mich menschlich immer sehr wohlgefühlt und ich arbeitete mit Mariana zusammen – wir kannten es nicht getrennt zu arbeiten. Ich nahm den Mut zusammen und kündigte zu Ende September.
Im Frühling und Sommer bekam ich unendlich viele Anfragen als Lead, Head, Design Direktor und sonstigen Titel, oft sehr plumpe Anschreiben von Menschen die keinen Plan von dem Job hatten den sie rekrutierten. Ein Unternehmen schaffte es mich von Anfang an zu überzeugen. Julia von Dayone, ein Service Design Studio aus Berlin, was ich schon von alten Kollegen kannte, hatte es geschafft mein Interesse zu wecken. Ich fand das 32+8 Arbeitsmodell was Dayone anbot spannend. Ich hatte schon viel von dem Arbeitsmodell „Holacracy“ gelesen und wollte unbedingt in so einem Unternehmen arbeiten. Zum Modell: 4 Tage wird auf Kundenprojekten gearbeitet und 1 Tag wird auf internen Projekten, in sogenannten Zirkeln gearbeitet wie z. B. Designkultur, Kommunikation oder dem IT-Zirkel. Das Modell war das ausschlaggebende Kriterium was mich überzeugte dort anzufangen. Es ist ein Experiment, was ich wahrscheinlich im kommenden Jahresbericht thematisieren werde. Ich bin der festen Überzeugung, dass die 5 Tage Arbeitswoche in der Digitalbranche veraltet ist und dringend überdacht werden sollte, denn nur so können Menschen mit Leidenschaft ihren Beruf auf Dauer ausüben. Als UX Designerin bin ich es gewohnt von Anfang bis Ende Prozesse mitzugestalten und dafür brauche ich zum einen Freiraum aber auch Struktur und dieser eine Tag gibt mir den gewünschten Halt und die Sicherheit – so mein Wunsch. Das 32+8 Modell ließ mir keine Ruhe und ich studierte die Website von DAYONE, schaute mir die Arbeiten an und sprach mit Ex-Kollegen, die dort gearbeitet haben. Ich bekam eine Bewerberaufgabe, die ich lösen musste. Danach flog ich für eine Woche nach Fuerteventura, um zu überlegen, was ich wirklich will. Es tat wie immer sehr gut einfach mal raus zu kommen und mit Abstand sich die Dinge zu betrachten und der Entschluss stand fest: Ich sagte zu und beendete meine letzten Projekte bei Neugelb. In meinem Lieblings-Value Stream bei Neugelb drehten wir zum Abschluss noch einen Imagefilm mit einer professionellen Filmcrew aus Mainz für ein Sparplan-Feature der Commerzbank. Der Abschied fiel mir sehr schwer, doch freute ich mich auch auf die neuen Kollegen:innen und neue Herausforderungen.
Privat:
Zwischen den beiden Jobs hatte ich die Gelegenheit eine „Reise zu mir selbst“ zu unternehmen und das mal nicht durch einen Coach, einen Psychologen oder einen Onlinekurs, sondern durch die Pflanzenmedizin namens Ayahuasca. Eine Pflanze, die den Geist öffnet und Visionen ermöglicht. In Amerika bekannt, in Deutschland hingegen eher unbekannt und wenn dann mit schlechten Vorurteilen wie z.B dem Drogenrausch behaftet. Bei Unternehmern aus dem Silicon Valley ist es Alltag, Steve Jobs war großer Fan von LSD oder aber Elon Musk ist öffentlicher Befürworter für die ein oder andere Substanz. Nun hatte ich die Möglichkeit an so einer Zeremonie teilzunehmen. Ich fing an mich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich las viele unterschiedliche Dinge, hörte Podcasts, hielt mich in Chatgruppen auf und besuchte ein Workshop im Wald, um mich zu informieren. Ich schaute mir die Aufzeichnung von Joko & Klaas bei ihrem „Duell um die Welt“ an, wo Joko öffentlich den Trank vor laufender Kamera zu sich nahm – was keine gute Werbung ist. Ayahuasca ist eine Medizin, die von südamerikanischen Ureinwohnern des Amazonasbeckens im Rahmen spiritueller Rituale zur Bewusstseinserweiterung eingesetzt wird. Sie dringt tief in uns ein und zeigt uns neue Dimensionen, wenn wir es zulassen. Alte Gehirnstränge, die nicht mehr angesteuert werden, können wieder aktiviert werden und bei manchen Menschen wirkt es lebensverändernd. Meine Entscheidung stand fest und ich meldete mich für ein Retreat an, der Zeitpunkt war perfekt. Mein Wert Mut dominierte. Ich hatte die Sicherheit mit dem neuen Job und ich ging neugierig an das Thema heran. Nach dem Erlebnis hatte ich einen ausführlichen Bericht verfasst der sich mit meinen Gedanken davor und die Gedanken danach beschäftigt, da das Experiment noch nicht final ist, muss die Veröffentlichung noch warten.
Die Kurzfassung:
Die Sitzung fand in einer Altbauwohnung in Berlin statt, ich kannte das schon von Erzählungen von Freunden. Ich besuchte den Ort, alle waren weiß gekleidet bis auf mich, denn ich besitze nun mal fast nur schwarze T-Shirts. Ich fühlte mich fehl am Platz. Die meisten der Teilnehmer:innen hatten eine Intention, mit der sie in die Sitzung gegangen sind. Ich hingegen hatte nicht die eine Frage, die mich bewegte, sondern war einfach nur neugierig. Jeder der Teilnehmer:innen hatte eine Matte, auf der er schlief oder ruhte, man trank im Laufe des Abends den ein oder anderen Becher von dem braunen Getränk und war dann ganz bei sich. Ich trank an dem Abend drei Becher, kehrte auf meiner Matte ein und wartetet bis ich in einen Trancezustand kam. Irgendwann sah ich geometrische Formen. Ich war die ganze Zeit mit meinem Ego beschäftigt, was sehr anstrengend war. Ich konnte nicht richtig loslassen, ich wollte die Situation kontrollieren, was Blödsinn war. Ich analysierte den ganzen Prozess und überwachte mich die ganze Zeit mit meinem Oura Fitnessring. Gegen sieben Uhr morgens wachte ich auf und war klar wie die meisten im Raum. Laut meinem Ring hatte ich über 10 Stunden geschlafen. Meine Schlaf-Effizienz lag bei 69 % und meine Herzfrequenz war normal.
Mein Fazit:
Es war alles andere als spaßig, es war eine Reise zu mir selbst und meinem Ego. Einer der Teilnehmer fragte mich, ob ich die Reise jemanden empfehlen würde. Meine Antwort „wahrscheinlich nicht“. Nach der Zeremonie ging ich in den Martin Gropius Bau zur Ausstellung von Yayoi Kusama, eine japanische Künstlerin, die unter Halluzinationen litt. Punkte, überall Punkte, bunte Farben und das endlose Universum „Infinity“. Ich lief wie Falschgeld durch die Ausstellung, es fühlte sich an wie eine Wiederholung meiner letzten Nacht. Eine Zusammenfassung optischer Zustände und Bilder in meinem Kopf.
Einen Tag später änderte sich meine Antwort und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich jemanden so eine Reise empfehlen würde, es arbeitete in mir und tausend Gedanken gingen mir in den kommenden Tagen durch den Kopf. Es war sehr spannend, mit seinem Ego konfrontiert zu werden, das hatte ich so noch nie erlebt. Hat der Trank mein Leben verändert? Oft liest man Kommentare wie: „Ich habe Ayahuasca letzte Woche genommen. Das war das tollste Erlebnis meines Lebens.“ Ein klares „Nein“, aber es war eine prägende Reise, die ich auf jeden Fall nochmal wiederholen möchte. Ich war dankbar für meinen Mut und meine Offenheit mich auf so ein Erlebnis einzulassen.
Zwischen Neugelb und meinem neuen Job bei DAYONE hatte ich genau vier Wochen Zeit. Ich reiste für drei Wochen nach Mexiko zur Entspannung, neue Kraft tanken und zur Reflexion. An einem Montag um 7:30 Uhr, saß ich in Mexiko auf dem Balkon und genoss den Ausblick in den Dschungel. Ich lauschte dem Rascheln der Palmen und beschäftigte mich mal wieder mit der Frage: „Was heißt es glücklich zu sein?“ Eine Frage, die mich alle paar Jahre intensiv bewegt. Im hier und jetzt konnte ich sie klar mit einem „Ja“ beantworten ohne lange zu überlegen. Zwar hatte ich wieder so viele turbulenten Dinge erlebt, doch war ich froh den Mut aufgebracht zu haben zu kündigen und freute mich auf die kommende Station. Aber war ich auch nachdenklich, denn es lagen die kalten Wintermonate in Berlin vor mir, die mir so gar nicht guttun.
Und dann war es auch schon so weit, ich startete im Oktober mit einem Offsite auf der neuen Arbeit. Wir fuhren für vier Tage nach Warschau zum Kennenlernen und Visions Findung für das kommende Jahr. Es war eine Bestätigung, dass meine Entscheidung genau die richtige gewesen war. Ich traf neue tolle Kollegen und lernte in den ersten Monaten viel Neues. Ich arbeite weiterhin unter dem Titel Senior UX Designerin. Statt Banking geht es diesmal um IOT Projekt, ein Projekt mit viel Impact. Unser Ziel ist es Gebäude smart zu machen und dadurch sowohl Kosten als auch Ressourcen einzusparen, was einen Impact auf die Umwelt hat. Ich konnte innerhalb der ersten Monate den ersten Prototypen von Grund auf mitgestalten und ich habe mein erstes UX Lab fast hinter mir, was ich organisiert und durchgeführt habe. Doch statt mit 100 Prozent im neuen Job zu starten habe ich mich in der kurzen Zeit mal wieder verausgabt. Mein persönlicher Wert Leidenschaft hat mich wieder einmal an meine persönlichen Grenzen gebracht. Meine Batterien waren leer und ich merkte, dass meine Werte nicht stimmig waren, denn meine Leidenschaft für meinen Beruf steht oft in Konkurrenz zu meiner Gesundheit. Meine Werte für franzidesign und die Kundenperspektive passten und waren stimmig, aber für mich als Person hatte es zur Folge, dass sie nicht mit mir im Einklang waren – eine tolle Erkenntnis.
Meine beruflichen Werte:
Zuverlässig, mutig, offen, leidenschaftlich, respektvoll und fair und da ich nicht noch mehr Werte hinzufügen wollte, überlegte ich mir, die Werte zu trennen – ein Experiment! Ich definierte meine Werte neu.
Meine privaten Werte:
Reflexion, Weiterentwicklung, Neugierde, Abenteuer und Gesundheit, die es nun heißt 2022 ins Gleichgewicht zu setzen.
Meine Ziele 2022
Mit ganz viel Neugierde in das neue Jahr starten und mir selbst und meinen Werten treu sein. Schritt für Schritt jeden Tag etwas für mich tun, mit einfachen Fragen wie:
Was würde mich heute begeistern?
Was würde mir heute Freunde bereiten?
Was würde mir heute guttun?
Beruflich: Den nächsten Schritt gehen, um mein Potenzial noch weiter zu entfalten.
Privat: Ein Schweige Retreat besuchen
Start-Stop-Continue-Retrospektive
Start: Was würdest du im nächsten Jahr gerne in dein Leben integrieren, was dort bislang noch nicht stattfindet?
„Selbstwirksam sein, Schritt für Schritt jeden Tag etwas für mich tun und jeden Tag Dankbarkeit praktizieren.“
Stop: Womit sollte im nächsten Jahr Schluss sein?
Was würdest du gerne wieder weniger machen?
„Weniger im Außen und mehr im Inneren sein. Energieräuber schneller identifizieren und ziehen lassen.“
Continue: Was möchtest du auch im nächsten Jahr in jedem Fall beibehalten?
„Jeden Tag meditieren und mindestens vier Blogbeiträge schreiben und veröffentlichen.“
Mein Aktienportfolio zum Jahresende
(+23,92 Prozent)
Meine Top Aktien
1. Novavax (+1.169 %)
2. Apple (+67,39 %)
3. Daimler (+52,03 %)
4. Microsoft (+41,41 %)
5. Ethereum (+39,65 %)
Meine Flop Aktien
1. Wirecard (-99,78 %)
2. Peleton (-76,28 %)
3. Alibaba (-62,47 %)
4. Aurora Cannabis (-62,15 %)
5. CureVac (-58,92 %)
Für alle die immer noch nicht genug haben
👉 Mein Jahr in 16 Fragen