Hänsel und Gretel + 1 verliefen sich in der Döberitzer Heide
Schuld war ein interessanter Gecko am Wegesrand. Trainingseinheit #1
Der sogenannte Mammutmarsch startet am 14.05.2016 von Berlin quer durch Brandenburg bis fast an die polnische Grenze nach Gusow. 100 Kilometer müssen in weniger als 24 Stunden zu Fuß zurückgelegt werden. Um eine solche Herausforderung zu bewältigen, sollte man nicht nur gesund und belastbar sein, sondern auch gut auf den Marsch vorbereiten sein. Zur guten Vorbereitung gehört natürlich auch das Training.
Am Samstag, den 12. September 2015 war es so soweit. Das erste gemeinsame „Team“ Training für den Mammutmarsch stand auf dem Plan. Die Naturlandschaft der Döberitzer Heide in Dallgow versprach mit seinen 22 km langen Rundweg ein geeignetes Gelände für unser Vorhaben zu sein.Unsere Trainingsgruppe startete gemeinsam mit neun Teammitgliedern und drei wanderlustigen Hunden gegen 11:35 Uhr unweit des Havelländer Einkaufszentrums „Havelpark“. Schnellen Schrittes erreichten wir das erste Streckenziel, der Aussichtsturm „Finkenberg“. Die kurze Rast diente der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Nachdem die Reserven ausreichend aufgetankt waren, ging es vollzählig weiter entlang der Wildniskernzone. Königskerze, Sauerampfer, Gräser, Heidekraut, wilde Himbeeren und allerlei unterschiedlicher Baumbestände konnte man beim Wandern am Wegesrand bewundern. Aber auch seltene Tierarten wie Wisente und Przewalski-Pferde, die auf einem ehemaligen Truppenübungsplatzes angesiedelt sind, bekamen wir durch ein bisschen Glück zu Gesicht. Das Wetter hätte wohl nicht besser sein können. Die Energie der Sonne und die unglaublich beruhigende Atmosphäre der Natur gaben beim Laufen die nötige Kraft.
Der Rastplatz mit dem treffenden Namen „Wüste“ und seinem kleinen Aussichtspodest diente als nächstes Etappenziel. Ein kleiner Schluck Wasser, ein Müsliriegel und weiter ging die Wanderung, schließlich lag der Großteil der Strecke noch vor uns. Langsam zeichnete sich im Team eine unterschiedliche Laufgeschwindigkeit ab und es entstanden zwei kleine Gruppen. Kurz vor der Raststation „Wolfsberg“ war dann das Unglück perfekt. Wir beobachteten Schafe am Wegesrand und fanden einen kleinen Gecko. Das große Interesse an Flora und Fauna kostete uns dann den Anschluss zur Gruppe. Einige Minuten später kamen wir an eine Kreuzung, an der es zwei Optionen gab: links oder rechts? Wir konnten leider niemanden von unserer anfänglichen Wandergruppe mehr sichten und mussten dann zu dritt die Entscheidung treffen, die den Weg unserer restlichen Wanderung in die hoffentlich richtige Richtung bestimmen sollte.
Nach etwa 20 Minuten und keiner Menschenseelen weit und breit verfestigte sich der Gedanke die andere Gruppe doch in die falsche Richtung gefolgt zu sein. Weder Fußspuren noch aufmunternde Beschilderung konnten wir entdecken. Wir liefen weiter und nach weiteren 15 Minuten bekräftigte dann ein Schild unsere Vermutung, dass wir den Rundweg verlassen hatten und somit auf Abwegen unterwegs waren. Mit letzter Akkukraft, denn wir hatten die Apps Runtastic und Komoot zu Aufzeichnungszwecken eingeschaltet und fortan laufen lassen, tätigten wir das Nottelefonat mit der weit vorauseilenden Gruppe. Leider bestätigte sich unsere Vermutung, wir sind vom rechten Weg abgekommen. Die anderen kannten sich wohl etwas besser aus und zeichneten uns Pfeile zur Orientierung auf den Boden. Vielen Dank dafür. Wie Hänsel und Gretel liefen wir drei durch die Heide und folgten den Pfeilen, die nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen waren. Die Schmerzen wurden immer größer und da konnten uns auch die Pfeile nicht trösten.
Nach Kilometer 19 kreuzte eine einsame Wandergruppe, die wir nach der ungefähren Entfernung bis zum Eingang der Heide befragten, unseren Weg. 30 Minuten würden wir wohl noch brauchen. Freude? Trauer? Zumindest war ein Ziel in Sicht und es ging weiter. Ganz nach dem Motto „soweit die Füße uns tragen“. Wir freuten uns irrsinnig auf das Ziel und motivierten uns gegenseitig. Die letzten Kilometer quälten wir uns Richtung Zielort.Nach 5 Stunden und 13 Minuten erreichten wir dann unser gemeinsames Ziel.
Insgesamt haben wir statt der geplanten 22 km und aufgrund unseres kleinen Umweges 24,20 km zurückgelegt. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug 4,6 km/h.
Unser Fazit:
Muskelkater, eine kleine Blase und allgemeine Schwäche als überschaubare Folgen. Aber auch die Freude dieses Trainingsziel doch erreicht zu haben. Gemeinsam kann man es schaffen. Wenn man den Willen und ein gutes Team hat, das sich gegenseitig antreibt und unterstützt. Somit wollen wir uns der Herausforderungen stellen, um an unsere persönlichen Grenzen zu kommen, um zu wissen, wo diese sind.