Werbung, die wirkt!
Edeka schaltet Anti-AfD-Anzeige: Ein Marketing-Gag oder ein mutiges Statement?
Eine Kampagne spaltet
EDEKA hat erneut mit einer kontroversen Kampagne für Schlagzeilen gesorgt. Mit der Anzeige „WARUM BEI EDEKA BLAU NICHT ZUR WAHL STEHT“ polarisiert der Einzelhändler stark.
2017: Der Werbespot „Vielfalt“ gegen rechte Hetze
In einem Experiment wurden in einer EDEKA-Filiale alle Lebensmittel entfernt, die nicht aus Deutschland stammen, um auf die Wichtigkeit von Vielfalt hinzuweisen.
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2021: Edeka verbannt Flaschen mit AfD-Wahlprogramm aus Regalen‍
‍Edeka-Marktbetreiber distanzieren sich von Anti-AfD-Kampagne
Einige Marktbesitzer fühlen sich von der Anti-AfD-Anzeige überrumpelt und distanzieren sich öffentlich von der Kampagne der EDEKA-Zentrale. Der EDEKA-Verbund besteht aus Supermärkten, die entweder von der Zentrale oder von regionalen Gesellschaften betrieben werden – eine Art Franchise-System. Die Marktbetreiber sind für ihre Filialen und den Vertrieb selbst verantwortlich. Auffällig ist, dass sich die Beiträge, in denen sie sich von der Anzeige distanzieren, in ihrer Formulierung stark ähneln. Diese Beiträge betonen stets, dass sie Lebensmittelhändler und keine Politiker seien, und sich nicht zu politischen Themen äußern möchten. Auf den Beiträgen sieht man die Anzeige mit einem roten Kreuz durchgestrichen.
Darüber hinaus tauchen unter diesen Beiträgen Kommentare auf, die auf die dunkle Vergangenheit von EDEKA hinweisen – eine Vergangenheit, die nicht ignoriert werden kann. Ein Video mit dem Titel „Die Geschichte des Edeka - Wie Edeka vom Nationalsozialismus profitierte“ wird häufig erwähnt.
Auch die Kreisverbände der AfD nutzen die Gelegenheit und veröffentlichen auf Facebook stolz Listen von EDEKA-Filialen, die sich gegen das Statement ihrer Zentrale stellen. Besonders viele dieser Filialen befinden sich in ostdeutschen Bundesländern, hauptsächlich in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Vereinzelt gibt es jedoch auch Marktbetreiber aus den alten Bundesländern, die sich kritisch äußern. Diese Betreiber fürchten um ihre Existenz und haben Angst, durch die politische Positionierung potenzielle Kunden zu verlieren.
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Darf EDEKA sich öffentlich gegen die AfD positionieren?
Ja, EDEKA darf sich öffentlich gegen die AfD positionieren. Unternehmen in Deutschland haben das Recht auf Meinungsfreiheit, genauso wie Privatpersonen. Dieses Recht ist durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt, der die Meinungsfreiheit garantiert. Das bedeutet, dass EDEKA als Unternehmen zu politischen Themen Stellung beziehen und sich äußern kann, solange es dabei keine Gesetze verletzt, wie zum Beispiel durch Aufruf zu Gewalt oder Hass.
Eine solche politische Positionierung birgt jedoch Risiken. Sie kann Kunden und Partner vergraulen oder auf Gegenwind stoßen, wie es auch bei der EDEKA-Kampagne gegen die AfD geschehen ist. Einige Marktbetreiber distanzierten sich, weil sie befürchteten, dadurch Kunden zu verlieren. Letztlich ist es eine strategische Entscheidung des Unternehmens, ob und wie es sich politisch äußern möchte.
Eine polarisierende Debatte
‍Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet und davor gewarnt, die gesellschaftlichen Spielregeln in Richtung Ausgrenzung und Hass zu verschieben. Dies würde weder der Gesellschaft noch der Wirtschaft zu einer positiven Zukunft verhelfen, sondern in eine Sackgasse führen.
Mit diesem Beitrag möchte ich keine politische Diskussion anheizen oder Menschen ausgrenzen. Vielmehr möchte ich aufzeigen, wie kraftvoll und einflussreich Werbung sein kann, ob in Print oder in sozialen Medien. Ich persönlich distanziere mich klar von der AfD und hoffe auf ein Umdenken in der Gesellschaft, denn Hass und Gewalt waren noch nie eine Lösung.
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Ein Appell an die Gesellschaft
‍Die Welt ist nicht schwarz-weiß; sie ist viel zu komplex, und wir sind alle voneinander abhängig. Es geht darum, unser eigenes Handeln zu hinterfragen. Jeder macht Fehler oder hat eine dunkle Vergangenheit. Doch diese Vergangenheit hilft uns nicht weiter, wenn wir nicht endlich anfangen, in die Zukunft zu blicken, anstatt ständig in der Vergangenheit nach Fehlern zu suchen.