Trümmern und Träumen: Die Energie der Wendejahre

25 Jahre Wiedervereinigung in urbaner Festival-Atmosphäre mit Konzerten, Gesprächen, Partys und Installationen vom 5. bis 6. September 2015 in Berlin.
Mit der Wiedervereinigung und das Zusammenwachsen von Ost und West nach dem Fall der Mauer ist eine neue (Sub)kultur in Berlin entstanden. Direkt nach der Wende wurden viele Orte von Künstlern, Kulturschaffenden und Clubbetreibern erobert und Akteure der damaligen Zeit prägen noch heute das Bild dieser Stadt. Berlin ist und bleibt ein kultureller Hotspot, der weltweit einmalig ist. Wie durch einen Zufall wurde ich auf das Festival aufmerksam. Monika D., mit Herausgeberin des Magazins möRRR, erzählte mir vor ein paar Wochen von einem Zeitzeugen Talk auf einem Boot. Am Samstag gegen 14 Uhr war es soweit und das Boot startete vom Radialsystem. Die Route führte entlang der Spree, an der East Side Gallery und rund um die Oberbaumbrücke vorbei an historischen Orten. Thema war das kulturelle Leben in Berlin nach der Wende mit kleinen Einblicken aus der Zeit. Talk-Gäste waren Monika Dietl (Radiomoderatorin und Zeitzeugin aus den Anfängen) und Diane Hielscher (Moderatorin FluxFM), moderiert wurde das ganze Programm von Diana Frankovic. Persönlich fand ich Diane Hielscher, Jahrgang 1979 für das Thema eindeutig zu jung ausgewählt. Mike Vamp (DJ und Musikproduzent und Zeitzeuge) an Board hätte durchaus mehr sagen können – schade.
Gegen 19 Uhr wurden dann Einblicke in die Geschichte des Tresors in der Köpenicker Str. 70 gewährt. Dimitri Hegemann (Tresor-Gründer) stellte seine persönliche Sicht aus der damaligen Zeit dar. Im Anschluss folgt ein Zeitreisegespräch zwischen dem Philosophen und Theologen Andreas Böttcher (Ost-Berliner), dem Journalisten Rainer Schmidt und Dimitri Hegemann (West) über die Zeit auf den jeweiligen Seiten vor und nach der Wende. Um Mitternacht ging es musikalisch mit Techno-Pionieren der Wendezeit u.a. Moritz von Oswald, Wolle XDP, Pacou, Ro und Sven von Thülen (der Klang der Familie) weiter.

Von der Hooligan Bewegung über die Jugendbewegung bis hin zur Radiobewegung in Ost und West wurden die unterschiedlichsten Akteure der Wendejahre auf die Bühne geholt. Der erste Talk mit Steve Winkler (Fußballfan und Szenebeobachter) und Felix von Lennep (BFC-Fan und Ex-Türsteher vom KitKat Club). Es folgte Wolle XDP (DJ, Veranstalter, früher Breakdancer) und Jah Fish (OldSkool HipHop DJ, Designer und Skater/BMX) und die letzte Runde mit Lutz Schramm (Radiojournalist DT64, RBB), Alexander „Sascha“ Wolff (Kiss FM, Gründer KISS FM), moderiert wurde das Programm von Jan Lerch (Radio- und TV-Journalist, Radio 100, RBB). Eine außerordentlich spannende und interessante Mischung an Themen und Gästen.
Gegensätze ziehen sich an. Der Kontrast kam dann um ca. 20 Uhr mit einem Live Konzert von Romano. Ein etwas seltsamer, sympathischer Ausnahmekünstler mit langen geflochtenen Zöpfen, der mich sehr an Deichkind erinnerte. Eine sehr spezielle musikalische Reise nach Berlin Köpenick – großartig.

Das Album von Romano: Jenseits Von Köpenick (Limited Digipack) Romano live: Video (Sextrain) Romano live: Video (Metalkutte)